Betrunkener Pferdedarm dank Bierhefe?

Noch immer behaupten viele Experten im Bereich der Pferdefütterung, dass der Einsatz von inaktivierter Bierhefe ein großes Risiko berge, weil diese angeblich im Pferdedarm reaktiviert wird und dann dort negative Auswirkungen hätte oder sogar Alkohole bilden würden. Gestützt wird sich dabei auf Studien, in denen immer zu Beginn bereits dargestellt wurde, dass die negativen Untersuchungsergebnisse nur bei Lebendhefen dargestellt werden konnte, nicht bei inaktiver Hefe. Trotzdem hält sich der Mythos ewig und wird immer wieder breit im Netz gestreut.

Ein großer Produzent im Bereich der inaktivierten Hefen und Hefezellwänden hat deswegen nun zur Klärung eine Untersuchung bei der Universität Halle-Wittenberg im COSITEC (Colon simulation technique) in Auftrag gegeben. Das COSITEC ist eine Art künstlicher Dickdarm, der über verschiedene Mechanismen den Ablauf einer Darmpassage simulieren kann. Im COSITEC kann der Darminhalt verschiedener Tierarten angelegt werden, in diesem Fall natürlich vom Pferd. So können Auswirkungen von Futtermitteln gezielt beobachtet und untersucht werden.

In zwei Durchgängen und zwei Parallelen je Durchgang zu je 14 Tagen wurde zunächst der Grundration und später auch separat die inaktivierte Bierhefe supraphysiologisch (also sogar überdosiert) zugeführt und es konnte in keinem Durchgang eine Reaktivierung der Hefe oder eine Bildung von Alkoholen beobachtet werden. Und das, obwohl im künstlichen Darm quasi optimale Bedingungen durch eine hohe Beimenge von Stärke in der Grundration geschaffen wurde.

Das Schreiben der Universität Halle-Wittenberg liegt mir vor. Darin wird zusammengefasst: „Aus den Versuchsergebnissen resultiert kein Hinweis darauf, dass die wie beschrieben eingesetzte, inaktive Bierhefe reaktiviert wird und eine eigenständige Stoffwechselaktivität während der Darmpassage beim Pferd entwickelt.“

Vielleicht können wir damit jetzt auch endlich einen Haken an den Mythos machen, dass der Einsatz von inaktivierter Bierhefe den Pferdedarm betrunken macht und daher die Wirkung bei Kotwasser oder Durchfällen herrühren würde…

Ich freue mich sehr, dass der Hersteller bereit war die Kosten in so einen Versuch zu investieren.