Da jetzt die Zeit des Wiesen Ausmähens ist du gerade noch die letzten Brennnesseln stehen, wollen wir sie heute einmal detaillierter beleuchten. Übrigens, wer möchte kann sie jetzt noch wunderbar sammeln, bündeln und zum Trocknen Aufhängen, so hat man auch im Winter einen schönen Vorrat zur Bereicherung des Speiseplans seines Pferdes im Haus. Und das ganz kostenfrei. Aber beim Abschneiden unbedingt dicke Handschuhe und einen langen Pullover tragen, sie machen auch jetzt noch ihrem Namen alle Ehre
Die Inhaltsstoffe:
Kieselsäure: Der Hauptbestandteil Silizium ist relevant für Knorpel, Bänder, Sehnen aber auch Hufe und Fell. Besonders bei der Regeneration von Sehnenschäden oder auch bei Hufrehe ist die Brennnessel ein wertvoller Silizium-Lieferant.
Flavonoide: Die Brennnessel enthält einige verschiedenen Flavonoide, die antioxidativ wirken. Besonders reichhaltig kommt aber Rutin in ihr vor. Das ist in der Lage Gefäßwände abzudichten und so zu verhindern, dass Wasser aus dem Blut in die umgebenden Gewebe gelangt. Dadurch werden Ödeme reduziert und das Eindicken vom Blut wird verhindert. Besonders bei Pferden mit Stoffwechselproblemen wie Hufrehe oder EMS ist diese Wirkung äußerst wertvoll.
Kalium: Der hohe Gehalt an Kalium in der Brennnessel ist unter anderem für die harntreibende Wirkung verantwortlich. Außerdem wirkt Kalium basisch im Körper und kann so bei einer Übersäuerung entgegenwirken.
Kalzium, Magnesium, Phospor, Schwefel, Vitamin C, B (Folsäure) und K: Die Pflanze ist eine echte Nährstoffbombe. Sie enthält zum Beispiel mehr Vitamin C als eine Orange. In Kombinationswirkung mit den Flavonoiden ist das ein richtiger Booster für das Immunsystem des Pferdes und zur Bindung freier Radikale.
Organische Säuren: Die Brennnessel enthält Kaffeoyläpfelsäure und Chlorogensäure. Beiden wirken keimhemmend und antibakteriell. Deswegen wurden die Blätter früher auch gerne zur Konservierung von Lebensmitteln genutzt.
Linolsäure: Wer hätte es gedacht – in den Blättern und Samen der Brennnessel finden wir einen hohen Gehalt an Linolsäure, einer zweifach ungesättigten Fettsäure. Sie wirkt sich positiv auf Fell, Haut und das Immunsystem aus.
Betacarotin: Mit etwa 2.500 μg auf 100 Gramm ist die Pflanze einer der führenden Betacarotin-Lieferanten in der Pferdefütterung. Umgewandelt zu Retinol stärkt es die Funktionserhaltung von Haut und Schleimhäuten, den Knochenstoffwechsel und fördert die Blutbildung. Besonders die blutbildende Wirkung macht deutlich, warum die Brennnessel so oft bei Stoffwechselproblemen ihren Einsatz findet.
Eiweiß: Oft wird von der Fütterung von Brennnesseln abgeraten aufgrund ihres hohen Eiweißgehalts von bis zu 10 % Eiweiß (je reifer desto höher). Deswegen sollte bei Hufrehe- und Pummelpferden die Fütterung gemäß der angegebenen Dosierung erfolgen und nicht unbedingt frei angeboten werden. In der korrekten Dosierung überwiegen die positiven Eigenschaften aber absolut. Übrigens: Der hohe Eiweißgehalt macht die Brennnessel auch zu einem guten Zusatzfutter zum Muskelaufbau.
Brennhaare: Die für die schmerzhaften Blasen auf der Haut verantwortlichen Haare enthalten Histamin, Serotonin, Acetylcholin und Scopoletin. Aufgrund des hohen Histamingehalts sollte die Brennnessel auch nicht bei bekannten Histamin-Empfindlichkeiten eingesetzt werden. Serotonin wird als das sogenannte „Glückshormon“ bezeichnet. Wer schon mal handfest in einen Brennnesselhaufen gegriffen hat, der kennt vielleicht das Wechselbad der Gefühle zwischen Schmerz und „Gänsehaut pur“. Die Wirkung von Serotonin wir auch verantwortlich gemacht für die schmerzstillende Wirkung zum Beispiel bei Arthrose (äußerlich angewendet). Acetylcholin regt die Durchblutung an. Beides wirkt sich auch innerlich positiv auf die Durchblutung aus.
Steroide: Oft wird in Zusammenhang mit Turnieren vor dem Einsatz der Brennnessel gewarnt, da sie pflanzliche Steroide enthalten soll. Das ist korrekt, diese liegen aber nur in der Wurzel vor. Studien am Menschen haben die Wirksamkeit der Wurzel bei Prostatavergrößerungen ergeben. Beim Pferd finden eher die Blätter, Stängel und Samen ihren Einsatz. Trotzdem wird die gesamte Pflanze als dopingrelevant betrachtet und es sind 2 Tage Karenzzeit zu Turnieren einzuhalten.
Zusammengefasst wirken Brennnesseln harntreibend, blutreinigend, entzündungshemmend, basisch, blutbildend, durchblutungsfördernd und sind eine echte Nährstoffbombe. Besonders im akuten Hufreheschub sind die brennenden Biester deswegen auch eine echte Sofortmaßnahme, wenn man nichts weiter im Haus hat, aber draußen noch ein paar Brennnesseln findet!
Dosierung:
Getrocknet: Ponys bekommen 20-40 Gramm, Pferde 30-70 Gramm
Frisch: Richtig frisch fressen Pferde die Brennnessel nur im absoluten Bedarfsfall. Am liebsten mögen meine sie etwa einen Tag angewelkt. So kann man die Dosierung etwas höher ansetzt, da noch mehr Wasser in der Pflanze enthalten ist. Ponys können 30-50 Gramm bekommen Pferde 50-100 Gramm.
Nachteile/Risiken:
Bei Pferde mit bekannten Sensibilität auf Histamin sollte von der Fütterung abgesehen werden. Sollte euer Pferd nach Beginn der Fütterung eine allergische Reaktion zeigen, bitte direkt absetzten.
Durch die harntreibende Wirkung sollte auf eine stets vorhandene (eigentlich ja selbstverständliche) Wasserversorgung geachtet werden.
Bei Hufrehe- und Pummelpferden auf die Dosierung achten.
Dopingrelevantes Kraut: 2 Tage Karenzzeit laut FN beachten.
Eins nehme ich gleich vorweg: Brennnesseln haben keinen hohen Zuckergehalt. Mit etwa 0,8 – 1,2 Prozent Zucker liegen sie weit unter Heu und Gras. Trotzdem hält sich dieses Ammenmärchen sehr hartnäckig. Mit etwa 5 % Gesamtkohlehydrate ist sie auch da nicht auffällig.
Für die PSSM-Pferde Besitzer: Für PSSM 1 diagnostizierte Pferde sind Brennnesseln aufgrund ihres Phytoöstrogengehalts nicht geeignet. Für PSSM 2 Typen aber kann sie eine sehr wertvolle Unterstützung im Stoffwechsel sein.