Die Luzerne hat in der Pferdefütterung in den letzten Jahren einen immer größeren Stellenwert eingenommen. Zeit, auch ihr einen Beitrag in unserem Futtermittellexikon zu widmen. Denn sie kann den Speiseplan eures Pferdes sehr wertvoll bereichern. Luzerne ist eine Leguminose-Pflanze, also ein Hülsenfrüchtler. Nach der Blüte entstehen schneckenförmige Hülsen, aus denen bei Reifung die Samen der Pflanze zur Vermehrung herausfallen. Wenn wir aber von der Pferdefütterung sprechen, dann geht es um die Verwendung der ganzen Pflanze.
Schauen wir uns einmal an, warum sie so relevant ist:
🌿 Formen: Luzerne wird als Heu (klassisch in Ballen gepresst), Häckseln und als Cobs (klein gemahlen und zu Cobs gepresst) angeboten. Namentlich ist sie auch als Alfalfa, Schneckenklee oder Ewiger Klee bekannt.
🌿 Proteine: Luzerne enthält einen hohen Rohproteingehalt zwischen um die 15%. Das heißt sie liefert dem Pferdekörper Baustoffe und sind deswegen besonders für Sportpferde, Senioren und alle Pferde, die im Muskelaufbau stehen, ein super Proteinlieferant. Warum Proteine die bessere Alternative zu Kohlenhydraten sind, könnt ihr auch noch mal in unserem Artikel dazu nachlesen: https://beitrage.natuerliche-pferdefuetterung.de/2022/03/22/proteine-kohlehydrate-eiweiss-energie/
🌿 Zucker: Entgegen unserem Gras, enthält die Luzerne nahezu keinerlei Zucker, also keine schnell verdaulichen Kohlenhydrate. Der gemessene Zuckergehalt in Luzerneheu liegt zwischen 1 und 3,5%. Das macht sie in Maßen auch für Rehepferde gut geeignet. Gleichzeitig kann man mit Luzerneheu die Ration anreichern, wenn das eigene Heu zuckerreich, aber proteinarm ist.
🌿 Rohfaser: Der hohe Rohfasergehalt von 20-25 % macht die Luzerne auch zu einem wichtigen Rohfaserlieferanten. Sie wird von Pferden ähnlich lange gekaut, wie Heu und wird dadurch sehr gut eingespeichelt. Auch die Fresszeiten von Pferden, die ihr Kraftfutter sonst stark schlingen, kann mit der Luzerne gut verlängert werden. Die Rohfaser liefert den Pferden dann wieder die im Dickdarm aufgeschlossene Energie, die in einer natürlichen Pferdefütterung angestrebt wird.
🌿 Ca:P Verhältnis: Mit einem Calcium-Phosphor Verhältnis von 4:1 hat die Luzerne ein eher schlechtes Calcium-Phosphor Verhältnis. Allerdings ist auch hier immer wieder die Gesamtration des Pferdes zu beachten. In einer normalen Ration hat die Fütterung von 1-1,5 kg Luzerne kaum eine Auswirkung auf das Ca:P Verhältnis in der Gesamtration.Wenn ein Pferd eine größere Menge Getreide erhält, verschiebt sich das Verhältnis eher in Richtung Phosphor. Einen Teil der Ration dann mit Luzerne zu ersetzten, kann das Verhältnis wieder ausgleichen. In einer normalen Ration hat die Fütterung von 1-1,5 kg Luzerne kaum eine Auswirkung auf das Ca:P Verhältnis in der Gesamtration.
🌿 Essenzielle Aminosäuren: Die Pflanze liefert unseren Pferden ein großes Spektrum an essenziellen Aminosäuren, also den Aminosäuren, die unsere Pferde nicht selber produzieren und über die Fütterung aufnehmen müssen. Neben Lysin und Methionin sind das auch Cystin und Treonin. 🌿 Mineralstoffe: Luzerne kann auch als Ergänzung für verschiedene Mineralstoffe eingesetzt werden, wenn diese im eigenen Heu nicht ausreichend vorhanden sind. Besonders Mangan, Zink, Kobalt und Schwefel, neben dem bereits schon erwähnten Calcium und Magnesium. Da sie auch einen relevanten Eisengehalt mit etwa 0,25-0,4 mg pro kg hat, sollte bei der Fütterung von Mengen über 3-4 kg pro Tag die Gesamteisenzufuhr des Pferdes im Auge behalten werden.
🌿 Vitamine: Besonders reichhaltig ist Luzerne an Vitamin E, A und D. Dazu kommen die B-Vitamine Thiamin, Riboflavin, Pantothensäure, Biotin und Folsäure. Das macht sie auch für Pferde mit KPU oder anderen Problemen in der Darmflora interessant, die die B-Vitamine nicht mehr ausreichend selber in der Darmflora bilden können.
🌿 Magenpferde: Wenn es um die Fütterung von Luzerne an Pferde mit Magenprobleme geht, dann Spalten sich meist die Geister. Früher wurde die Luzerne sogar ausdrücklich dafür empfohlen, da der hohe Gehalt an Calcium und Magnesium, sowie der hohe Rohfasergehalt und das damit verbundene einspeicheln, die Magensäure puffern sollte. Eine Studie an der Universität Leipzig hat jedoch Hinweise ergeben, dass die Fütterung von Luzerneheu Läsionen am Magenausgang, in den Magenschleimhäuten und am Magenpförtner verursachen kann. Dies wurde zunächst auf die kurze Faserlänge der gefütterten Luzernehäcksel geschoben. Jedoch haben Folgeuntersuchungen mit Luzerneheu und Luzernecobs ergeben, dass auch das längere Heu diese Läsionen verursacht. Nur die Cobs ergaben keine negativen Auswirkungen auf die Magenschleimhäute.
Deswegen empfehle ich für Pferde mit Magenproblemen immer nur den Einsatz von Luzernecobs. Diese müssen zwar meistens eingeweicht werden, haben dann aber auch den puffernden Effekt auf die Magensäure, der der Luzerne schon immer zugesagt wurde.
Die Originalpublikation der Untersuchung an erwachsenen Pferden findet ihr hier: https://www.pferdeheilkunde.de/10.21836/PEM20170109
Dosierung:
🥫 0,1-0,3 kg pro 100 kg Körpergewicht
🥫 bis zu 0,5 kg pro 100 kg Körpergewicht bei entsprechend hohem Bedarf
🥫 Rehepferde sollten bei 0,1 kg pro 100 kg Körpergewicht bleiben
Risiken:
⚡Pferde mit Magenproblemen sollten nur Cob-Varianten erhalten
⚡Behaltet die Gesamteiweißversorgung besonders bei gleichzeitigem Anweiden im Blick
⚡Bei der erhöhten Dosierung die Gesamteisenversorgung im Auge behalten