Wer unserem Weg schon ein wenig folgt, der wird immer wieder über die Empfehlung stolpern, Sonnenblumenkerne zu füttern. Ist das aber nicht klassisches Vogelfutter? Heute wollen wir einmal aufklären, was die kleinen schwarzen oder gestreiften so wertvoll macht. Inhaltsstoffe und ihre Wirkung:
Essenzielle Aminosäuren: Pferde können drei essentielle Aminosäuren nicht selber herstellen und müssen diese über das Futter aufnehmen. Das sind Lysin, Methionin und Threonin. Alle drei Aminosäuren finden wir in Sonnenblumenkernen. Aminosäuren generell sind an dem Huf- und Haarwachstum beteiligt, werden im Gehirn und zentralen Nervensystem gebraucht und sind Bausteine für gesunde Knochen, Knorpel und Bindegewebe.
Selen & Zink: Besonders im Fellwechsel spielen diese beiden Spurenelemente eine wichtige Rolle. Sonnenblumenkerne enthalten beides in einer für Pferde gut bioverfügbaren Form. Deswegen sind die Kerne unsere Fellwechselbooster. Aber auch eine dauerhafte Fütterung bei sehr selenarmem oder zinkarmem Heu ist vorstellbar, ebenso wie bei Pferden mit erhöhtem Bedarf (Ekzem, Mauke, Raspe). Es gibt durchaus noch Kerne, die mehr Selen oder mehr Zink enthalten, aber das Zusammenspiel an Inhaltsstoffen und die Akzeptanz bei den Pferden machen Sonnenblumenkerne zu unseren Favoriten.
Ballaststoffe: Sonnenblumenkerne haben einen sehr guten Anteil an Ballaststoffen mit ca. 22%. Die Verdauung des Pferdes ist auf ballaststoffreiches Futter ausgerichtet, sodass die Kerne in der Darmflora des Pferdes keine negativen Auswirkungen haben. Außerdem sind Ballaststoffe eine gute Energiequelle, die gleichzeitig aber nicht den Blutzuckerspiegel des Pferdes ansteigen lässt. Deswegen sind Sonnenblumenkerne auch für Hufhrehe- und EMS-Pferde geeignet.
Vitamin E: Entgegen dem synthetisch hergestellten Vitamin E enthalten Sonnenblumenkerne alle 8 verschiedenen Tocopherol-Formen. Diese wirken antioxidativ, verbessern die Wundheilung und sind maßgeblich im Muskelstoffwechsel beteiligt. In der Behandlung von Sommerekzempferden konnte eine Verbesserung der Haut und des Juckreizes bei Gabe von Tocopherol festgestellt werden. Deswegen machen Sonnenblumenkerne bei Ekzempferden auch über den Sommer sehr viel Sinn.
Entzündungsfördernd/Entzündungshemmend: Die Sonnenblumenkerne enthalten natürlich das Öl, welches sonst in der Verarbeitung herausgepresst wird. Sonnenblumöl sollte nicht übermäßig gefüttert werden, da es kein optimales Verhältnis zwischen Omega 3 und Omega 6 Fettsäuren haben. Omega 6 Fettsäuren sollen im Übermaß Entzündungsgeschehen fördern. Oft wird diese Aussage auch einfach auf die ganzen Sonnenblumenkerne übertragen. Allerdings konnte eine Studie (leider an Menschen) 2006 nachweisen, dass der regelmäßige Verzehr von Sonnenblumenkernen sogar entzündungshemmend wirkt: https://pubmed.ncbi.nlm.nih.gov/16357111/
Lecithin: Lecithine sind an sämtlichen Prozessen der Zellneubildung beteiligt. Das kann natürlich besonders unseren Seniorenpferden auch sehr guttun. Außerdem kann Lecithin die Fettverdauung verbessern, sodass der Einsatz bei Hufrehe- und Pummelpferden einen zusätzlichen Nutzen hat.
Eiweiß: Sonnenblumenkerne enthalten mit 15-20 % einen recht hohen Eiweißanteil. Dadurch eignen sie sich auch als sinnvollen Kraftfutter zum Muskelaufbau bei Pferden. Ihr seht die Sonnenblumenkerne haben viele positive Eigenschaften und können in der natürlichen Pferdefütterung als kleines Superfood dienen. Ich klickere meine Pferde übrigens auch gerne damit oder verteile die tägliche Ration auf ihrem Paddock in verschiedenen Ecken, sodass ein kleines Suchspiel beginnt. Einziger „Nachteil“: Nicht gefundene Kerne ergeben im nächsten Jahr gerne eine prächtige Sonnenblume.
Zur Fütterung:
Dosierung: 15 -25 Gramm pro 100 kg Körpergewicht, maximal 50 Gramm pro 100 kg/KG.
Können kurweise oder dauerhaft gefüttert werden.
Generell ist die Fütterung von Kernen mit Schale vorzuziehen. Bei Pferden mit starken Zahnproblemen können Kerne ohne Schale verwendet werden.
Beim Kauf darauf achten, dass diese „Ambrosia frei“ oder „Ambrosia geprüft“ sind. Ambrosia ist eine Pflanze, die sich stark aussät und allergische Reaktionen verursachen kann. Im Idealfall sind die Kerne gereinigt, sodass sie keine Verunreinigungen enthalten.
Im Herbst können auch ganze Sonnenblumen verfüttert werden inklusive Blätter und Stiele.
Nachteile/Risiken:
Uns sind aktuell bei Beachtung der maximalen Dosierung keine bekannt.